Mantscha Müch macht Bauern frei

Kürzlich haben wir – Mitglieder der Foodkoop Krautkopf – die Bauern in Mantscha besucht, von denen wir Milch und Joghurt beziehen. Commoner besuchen Commoner sozusagen.

Mantscha ist eine ländliche Gemeinde südwestlich von Graz. Dort haben sich drei Bauern zusammengeschlossen und betreiben gemeinsam eine Molkereigenossenschaft. Dass sie bio-zertifiziert sind, versteht sich von selbst, sie gehen auch innovative Wege der Tierhaltung, z.B. leben die Tiere in einem Laufstall und können das ganze Jahr ins Freie. Die Arbeit in der Molkerei wird geteilt, die Produkte gemeinsam vermarktet.

Die Mantscha Müch hat auch Großabnehmer, Restaurants, Krankenhaus- oder Betriebsküchen, denn nur von der Direktvermarktung könnten drei Familien nicht überleben. Aber sie liefern nicht an die großen Handelsketten, weil sie sich deren Preispolitik nicht unterwerfen und die Preise für ihre Produkte selbst festlegen wollen. Und bis in einigen Jahren wollen sie auch von den EU-Förderungen, die für Landwirtschaften dieser Art ohnehin immer spärlicher fließen, unabhängig sein. „Wir sind unabhängig, wir sind freie Bauern“, sagt der ältere der beiden Männer, mit denen wir uns unterhalten haben.

„Natürlich sind wir nicht unabhängig“, entgegnet sein Sohn. Und natürlich hat auch er recht. Die Bauernfamilien sind abhängig voneinander und sie sind abhängig von den Menschen, die ihre Produkte kaufen, weil sie diese Art der Lebensmittelproduktion und damit auch diese Lebensweise unterstützen wollen. Aber sie sind unabhängig von politischen Programmen, wie der europäischen Landwirtschaftspolitik und unabhängig vom anonymen Markt in Form des Preisdrucks der Handelsketten.

Man kann nun sicher die Milch oder die Molkerei als „Commons“ betrachten, aber das greift hier eindeutig zu kurz. „Commons“ bedeutet eben mehr, es bedeutet, dass Menschen die Kontrolle über ihre Lebensbedingungen selbst in die Hand genommen haben – und das geht nicht alleine, sondern nur gemeinsam mit anderen. Hier wird deutlich, wie „Commons“ zum Paradigma dafür werden, wie man die Produktion von Dingen, die wir zum Leben brauchen, organisieren kann und damit gleichzeitig eine neue Beziehung zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen entsteht und auch eine andere Beziehung beider zu den natürlichen Ressourcen, auf die sie angewiesen sind. Das schließlich ermöglicht es Menschen zu sagen „wir sind frei“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert