Slawoj Zizek im Zeit-Interview über die Grenzen des Kapitalismus, die Unzulänglichkeiten des Kommunismus, die Schwächen der Aufstände in Madrid und der Revolten in London und neue gesellschaftliche Modelle, die auf Gemeingütern aufbauen müssen:
Da der Kapitalismus heute keinen äußeren Feind mehr hat, stößt er an seine inneren Grenzen. Dies geschieht vor allem im Hinblick auf die Frage der Ökologie und die des intellektuellen Eigentums. In beiden Bereichen wird das Privateigentum als universelles Prinzip infrage gestellt. In beiden Bereichen sind wir mit Gemeingütern konfrontiert, die sich nicht in diesen Kategorien denken lassen. Bei Luft und den Meeren zum Beispiel ist das offensichtlich, aber auch in Computernetzwerken finden sich ähnliche Phänomene. Dort handelt es sich fast um klassischen historischen Materialismus. Die Produktionsmittel haben sich gewandelt und erfordern neue gesellschaftliche Modelle.
Und schließlich:
Ich bin kein Kommunist in diesem Sinne, auch nicht was den real-existierenden Sozialismus anbelangt. Ich war selbst mit am Umsturz dieses Systems beteiligt und bin diesbezüglich nicht nostalgisch. Der Kommunismus ist für mich keine Antwort, sondern ein Problem – das immer noch ungelöste Problem, wie wir eine Organisationsform für die Gemeingüter, die Commons, finden können. Was die Lösung dieses Problems angeht, bin ich sehr bescheiden und auch pessimistisch.
Bescheidenheit, was das Recht auf Nutzung der Commons angeht, ist sicher nicht angebracht, hier ist Nachdruck gefordert! Und dem Pessimismus kann die Überlebensfähigkeit der Commons entgegengesetzt werden!