Das Buch „Nicht über unsere Köpfe“ über systemisches Konsensieren als alternative Entscheidungsmethode von Erich Visotschnig verspricht, die Demokratie zu retten. Naja, das halte ich für etwas übertrieben, aber ich weiß, dass Verlage gerne solche Titel haben, auch wenn es den AutorInnen nicht immer gefällt ;).
Auf jeden Fall ist das Buch ein ganz wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der Demokratie über Ja-Nein-Abstimmungen hinaus. Systemisches Konsensieren wird in vielen Gruppen verwendet, auch schon in Unternehmen und versuchsweise in Gemeinderäten. Das Buch verspricht eine umfassende Analyse des Bestehenden und Visionen für eine demokratischere und friedlichere Gesellschaft.
Als kleine Enschränkung würde ich allerdings meinen, ein neues Instrument zur Entscheidungsfindung rettet noch nicht die Demokratie. Ich habe es schon des öfteren gesagt: für den wichtigsten Aspekt halte ich die Diskussionen bevor es zu Entscheidungen kommt und zudem ist es immer wichtig, zu überlegen, für welche Fragen und Ziele welche Entscheidungsmethoden am besten geeignet sind. Der Prozess des systemischen Konsensierens kann allerdings, gut angeleitet, durchaus zu einem qualitätsvollen Diskurs bei der Entwicklung von Lösungsvorschlägen beitragen und damit auch diesen Aspekt befördern.