Nicht nur in Berlin (Berliner Wassertisch) und Hamburg (Energiewende Hamburg) ergreifen BürgerInnen die Initiative für öffentliche Infrastrukturdienstleistungen und zeigen damit ihre Unzufriedenheit mit ihren Regierungen. Auch in Italien gab es kürzlich ein Referendum gegen die Privatisierung der Wasserversorgung. Bei dem von der Initiative „Wasser als Gemeingut“ (Acqua bene comune) organisierten Referendum sprach sich eine überzeugende Mehrheit von über 95% der abgegebenen Stimmen gegen eine Privatisierung aus.
Severo Lutrario, einer der Initiatoren des Referendums und auch Aktivist bei Attac Italien, berichtet darüber im Standard:
Der Kern dieses Ereignisses ist, dass sich die BürgerInnen in diesen Juni-Tagen mit eindeutiger Klarheit das souveräne und verfassungsmäßige Recht genommen haben, selbst über ihr Leben zu entscheiden. Mit absoluter Mehrheit desavouierten sie die Institutionen der repräsentativen und formellen Demokratie, durch welche sie sich – wie in vielen Ländern Europas – nicht mehr vertreten fühlen. Das Ergebnis des Referendums zeigt, dass eine andere Auffassung des Zusammenlebens nicht nur möglich, sondern auch sofort umsetzbar ist.
Er meint, dass wir unsere öffentlichen Güter viel zu lange der Politik überlassen und uns viel zu sehr auf diese verlassen hätten. Denn: „Gemeinsame öffentliche Güter sind keine Waren! Wir müssen einen öffentlichen Raum bewahren, der sich wirtschaftlichen Interessen nicht unterordnet.“ Lange so meint er, seien wir durch eine Art „demokratiepolitische Wüste“ gewandert, nun seien wir endlich am Meer angekommen und müssten lernen, es zu befahren – ein schöner Vergleich.