Community Forestry in Nepal

Derzeit läuft in Ö1 ein Nepal Schwerpunkt. Commons, die Nutzung von Gemeindeland für die Befriedigung der Grundbedürfnisse sind dabei ein häufig angesprochenes Thema. Menschen beklagen, dass Gemeindeland privatisiert wurde und ihnen damit ihre Existenzgrundlage entzogen.
Ein weiteres Problem ist die – oft illegale – Abholzung der Wälder in dem extrem waldreichen Land. Um die weitere Abholzung zu verhindern, wurden große Teile unter Schutz gestellt und zu Nationalparks erklärt, was den Menschen die dort wohnen, ebenfalls die Nutzung der Wälder verbietet.

Aber Nepal hat auch ein Vorzeigeprojekt: Community forestry

Der „Forest Act“ von 1993 und die „Forest Rules“ von 1995 legten die Vergabe von staatseigenem Wald an autonome Nutzergruppen, die sogenannten Waldnutzungsgemeinschaften, als die bevorzugte Form der Waldnutzung fest. Es gibt keine Obergrenze für die zu vergebenden Community forests, 35 % der BewohnerInnen von Nepal sind direkt an solchen Nutzergruppen beteiligt.

Diese Gruppen entwickeln einen Plan für die Nutzung des Waldes. Wenn dieser von der zuständigen Behörde akzeptiert wird, wird die Gruppe registriert und ihr Recht auf Nutzung des Waldes wird dadurch jurstisch abgesichert. Der Staat ist weiterhin Eigentümer des Waldes, die Nutzergruppe kann den Wald autonom und selbsorganisiert verwalten. Das Gesetz klingt wie aus dem Lehrbuch für Commons:

  • Die NutzerInnen erhalten alle Rechte zur Nutzung, sie können sich die Produkte aus dem Wald holen, die sie zum Leben brauchen, sie können auch Pflanzen (z.B. Heilpflanzen) anbauen und verkaufen zu von ihnen festgesetzten Preisen. Die einzige Ausnahme: sie dürfen das Land nicht verkaufen.
  • Alle Entscheidungen werden von der Nutzergruppe getroffen
  • Die Beamten der Forstbehörde fungieren als Unterstützer und Berater.
  • Es gibt gleichberechtigten Zugang für alle Mitglieder der Gruppe
  • Frauen und arme Menschen werden besonders unterstützt
  • Wer die Regeln verletzt, wird von der Gruppe entsprechend ihrer festgesetzten Statuten bestraft

Eine ähnliche Regelung gibt es mittlerweile auch für die Randbereiche der Nationalparks, die sogenannten Pufferzonen. Dort wird durch dieses Modell gleichzeitig die Existenzsicherung der Bewohner und die Erhaltung der Biodiversität sicher gestellt.

Die Erfahrungen zeigen, dass auf diese Weise beide Ziele erreicht werden können. Landesweit dient Community Forestry sowohl der Armutsbekämpfung und dem Aufbau sozialer Netzwerke, der Verbesserung des Vertrauens zwischen den Menschen, als auch der Verbesserung des Zustandes der Wälder.

Mit diesem Gesetz ist Nepal weltweit beispielhaft dafür, wie die Rolle des Staates bei der Herstellung und Absicherung von Commons ausschauen kann. Der Staat ist Eigentümer und stellt das Land zur Verfügung, ohne in die Regelung der NutzerInnen einzugreifen. Deren Position ist gesetzlich abgesichert und die Behörde steht mit Know how und sonstiger Unterstützung zur Verfügung.

Natürlich ist nicht alles eitel Wonne und es tauchen auch verschiedene Probleme auf: Wenn dem Schutz des Waldes zu hohe Priorität zugestanden wird, reicht das Einkommen nicht aus, um die Bedürfnisse der Nutzer zu befriedigen. Nach wie vor gibt es Beschwerden, dass die vom Staat selbst bewirtschafteten Wälder übernutzt werden. Und wie überall ist „Commoning“ auch hier ein langwieriger, immer wieder bedrohter Prozess. Trotz allem – eine ermutigende Perspektive!

Einige Links:

Die Nepalesische Forstbehörde

Eine australische Entwicklungshilfeorganisation

Auch die Universität für Bodenkultur in Wien forscht dazu

Und ein etwas kritischerer Artikel

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